Sie sind hier:Home>Über Wittibreut>Geschichte von Wittibreut

Geschichte von Wittibreut

Schwarz-weiß Bild der Gemeinde WittibreutDas Gebiet der Gemeinde Wittibreut liegt zwischen den Flüssen Rott und Inn sowie beiderseits der Bäche Ulberinger Bach und Altbach. Mehr als 90 Teilorte zeigen eine stark zersiedelte Landschaft, wobei Felder und Wälder mehrere deutlich hervortretende Siedlungskammern aufzeigen. Spärlich sind die urkundlichen Nachrichten über diese Landschaft. Erst etwa 1170/80 wurde Ulbering als „Ulberingen“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Wittibreut selbst folgte etwa 1190 mit einer weiteren urkundlichen Nennung. Bei der Urkunde über Ulbering handelt es sich um die Schenkung eines Hofes in Ulbering an das Kloster Asbach. Schenker war ein Pfarrer Imbert von Triftern, der neben dem Hof in Ulbering in dieser Urkunde noch über einen Hof in Voglarn verfügte. Damit haben wir die erste namentliche Erwähnung eines Grundbesitzers im Gemeindegebiet.

Bei der ersten urkundlichen Nennung des Ortes Wittibreut handelt es sich um einen Grundstücksvertrag zu Gunsten des Klosters Ranshofen. Dabei wurde jedoch über kein Grundstück des Gemeindegebietes geurkundet, sondern in der Zeugenreihe einer Hofübergabe in Gerwintingen in Oberösterreich erscheint ein „Eberhardus de Witegorute“. Damit haben wir den zweiten namentlich bekannten Grundbesitzer in Wittibreut. Doch bedeutet dieses späte Auftreten von Ulbering/Wittibreut in der schriftlichen Überlieferung keineswegs, dass diese Landschaft erst so spät besiedelt wurde.

Der Zufall spielt bei der Erhaltung alter Urkunden doch eine sehr große Rolle. Brand, Kriegseinflüsse oder natürlicher Zerfall haben die meisten Urkunden aus dem Mittelalter vernichtet. Auch wurden die meisten Rechtsgeschäfte in dieser Zeit sowieso mündlich und nicht schriftlich abgewickelt, da die Schreib- und Lesekunst damals sehr unterentwickelt war. Nur Klöster, Bischöfe, Städte und der hohe Adel verfügten über Schreiber. So können wir nur mit Unterstützung anderer Hilfsmittel, wie zum Beispiel Archäologie und Orts- und Gewässernamenforschung, Licht in die frühere Vergangenheit bringen.

So zeigt uns die Archäologie, dass es im Gemeindegebiet bereits vor über 2000 Jahren menschliche Siedlungen gegeben hat. Am Oberlauf des Ulberinger Baches ist in Biberg eine keltische Viereckschanze erschlossen worden. Der jetzige Hof in Biberg liegt heute noch inmitten dieser keltischen Anlage aus der mittleren und späteren Latenezeit (ca. 400 – 50 v. Chr.). Viereckschanzen waren mit Wall und Graben umgrenzte Gutshöfe der Kelten. Diese Gutshöfe hatten für die umliegende Landschaft, hier also für das nähere Einzugsgebiet des Ulberinger Baches, eine zentrale Bedeutung auf kulturellem, religiösem und wirtschaftlichen Gebiet. Hier saß also offensichtlich der Häuptling der umwohnenden Menschen. Auch im Falle des Ortes Wittibreut könnte eine keltische Wurzel möglich sein. Nur wenige Meter nördlich der Kirche von Wittibreut zeigt sich im zum Altbach abfallenden Gelände eine schwache, kreisrunde Erhebung, die jedoch auf dem Luftbild sehr deutlich zu erkennen ist. Der Durchmesser der Erhebung beträgt etwa 20 – 30 m. Möglicherweise handelt es sich hier um ein keltisches Hügelgrab, wie sie auch in Triftern gefunden wurden. Für ein keltisches Grab spricht auch das daneben liegende Wasserheiligtum, das heutige „Gnadenbrünnl“.

Quellen waren den Kelten heilig. Zahlreiche derartige alte heidnische Kultorte wurden durch das Christentum für den eigenen Gebrauch umgewandelt. Ob die Gegend um Wittibreut zur Zeit der Römer besiedelt war, lässt sich derzeit nicht schlüssig sagen. Auf dem Gemeindegebiet gab es keinen römischen Gutshof, keine „villa rustica“. Doch zeigt heute die moderne Archäologie, dass nur die höhergestellten, wohlhabenden Landwirte derartige, große Gutshöfe bewirtschafteten. Daneben muss es eine Vielzahl kleiner abhängiger Bauern gegeben haben, die in einfachen Holzhäusern lebten, welche die moderne Bodenforschung erst in wenigen Exemplaren nachweisen konnte. In unserer Gemeinde, aber besonders auch im gesamten Landkreis ist es, da im Gegensatz zu den anderen bayerischen Landkreisen kein Archäologiebeauftragter vorhanden ist, noch zu keiner systematischen Bodenforschung gekommen. Nur Zufallsfunde, wie das Steinbeil von Exöd, helfen hier nicht weiter. So bleibt vornehmlich nur die Ortsnamensforschung um mögliche Siedlungen aus der Römerzeit auf dem Gemeindegebiet zu erkennen. Hier finden wir einige Fälle, die für Siedlungskontinuität während der Römerzeit sprechen könnten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass auch heute noch keltische Elemente in der Bevölkerung im Gemeindegebiet vorhanden sind. Dies bedeutet nur, dass stets Menschen in der Landschaft wohnten, die alte Namen von Orten und Gewässern an neue Siedler übermitteln konnten. Erst ein Siedlungsabbruch lässt Ortsnamen und Namen von Gewässern in Vergessenheit geraten.

Auf vorrömische Zeiten deutet der Name des Altbachs. Ebenso wie bei der Altmühl, einem Nebenfluss der Donau, ist die Wurzel des Namens ein vorgermanisches Sumpfwasserwort, nämlich „Alc- oder Alac- oder Alah-bach“. Wie Rott und Inn hat somit auch der Name des Altbachs eine vorgermanische Wurzel. Der Name Ulbering kommt sicher nicht von einem Personenwort. Es handelt sich hier auf alle Fälle um einen so genannten „unechten“ –ing Ortsnamen, der also nicht auf die germanische Landnahme zurückzuführen ist. Im Lateinischen bedeutet „ulva“ Schilf. Schilf stand sicher vor der Begradigung des Ulberinger Baches im Bachgrund unterhalb Ulbering. Damit könnte für den Bach bei Ulbering der Name „Ulapa“, also „Schilfbach“ möglich gewesen sein. Ein alter Name für Ulbering wäre dann vielleicht „Ulbern“, also „bei den Leuten am Schilfbach“ gewesen. Erst ein Wechsel des Namens in „-ing“ statt „-ern“, wie wir ihn oft im Rottal finden, führte dann zu „Ulbering“. Andere Ortsnamen mit möglicher keltischer oder romanischer Wurzel sind: Geisberg („Geis“- von lat. „collis“ = Hügel), Kothhöring („koth“- von kelt. „ceot – ceto – coet“ = Wald),
Taubenbeck („Tauben“- vom kelt. „dub“ = Sumpf und -„beck“ vom kelt. „pac – pacus“ = Hügel) oder Bröcklöd („Bröckl“- vom kelt. „brogilus“ =Sumpf).

(Quelle: Die Geschichte von Wittibreut, Band I, verfasst von Herrn Peter Raith, verstorben 2009)